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Screenshot von Spiegel Online

Studie: Die Sonnenfinsternis als Test für die Energiewende

Erinnert ihr euch noch an 1999? Damals sah man in Deutschland eine totale Sonnenfinsternis. Ein wohl einmaliges Spektakel – für ein Menschenleben wohl zumindest. Meine Familie fuhr damals extra auf einen kleinen Berg, wo man sie noch besser sehen konnte. Als Kind habe ich zwar verstanden, was da vor sich geht, aber so ganz blieb mir die Besonderheit des Augenblickes verborgen.

Heute schiebt sich der Mond wieder vor die Sonne. Auch in Deutschland und Europa kann man das Spektakel live erleben – vorausgesetzt, man hat eine der begehrten Brillen ergattert. Allerdings handelt es sich heute nur um eine partielle Sonnenfinsternis, der Mond deckt die Sonne aus deutscher Sicht also nicht vollständig ab. Dennoch wird es ein wenig duster. Das könnte auch ein Hindernis für eine lückenlose Stromversorgung sein.

Experten sehen die Sonnenfinsternis daher als wichtigen Test für die Herausforderungen, mit denen die Energiewende künftig zu kämpfen haben wird. „Wenn das heutige, vergleichsweise inflexible Stromsystem die Sonnenfinsternis meistert, dann wird das Stromsystem des Jahres 2030 mit vergleichbaren Situationen spielend umgehen“, erklärte der Direktor des Instituts Agora Energiewende, Patrick Graichen. Durch die Energiewende müsse das derzeitige Stromsystem ohnehin flexibler werden, als es momentan ist.

Solarenergie: Steiler Anstieg nach starkem Abfall

Hintergrund ist, dass durch die Sonnenfinsternis nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik am Freitagvormittag in Deutschland zunächst ein kurzfristiger Leistungsabfall bei Solarenergie und kurz danach ein – wegen des dann höheren Sonnenstandes – noch steilerer Anstieg erfolgen dürfte. Die Schwankungsbreite wird dabei jeweils innerhalb einer Stunde auf um die 15 Gigawatt geschätzt, was ungefähr der Leistung der gleichen Zahl von Großkraftwerken entspricht.

Noch ist es in Mainz ziemlich hell: Partielle Sonnenfinsternis © Anna Steiner

Noch ist es in Mainz ziemlich hell: Partielle Sonnenfinsternis © Anna Steiner

Dieser Leistungsunterschied lässt sich nur dann bewältigen, wenn die Betreiber der Solaranlagen ausreichend Reserven zum Ausbalancieren der Schwankungen mit eingerechnet haben. Flexible Erzeugungsanlagen von Strom müssen dann die Ausschläge aus der Solarstrom-Sparte ausgleichen. Die Experten vergleichen diese Situation mit der künftigen Situation, wenn die Hälfte des Strombedarfs – oder noch mehr – durch erneuerbare Energien abgedeckt sein wird. Zu Spitzenzeiten wie der Mittagszeit oder in den Abendstunden, wenn die Sonne bereits untergegangen ist, aber alle das Licht anknipsen, werden ebenfalls ausreichend Reserven für die Schwankungen benötigt.

Hinter der Schutzbrille: Partielle Sonnenfinsternis in Mainz © Anna Steiner

Hinter der Schutzbrille: Partielle Sonnenfinsternis in Mainz © Anna Steiner

Noch bis etwa 12 Uhr kann man die Sonnenfinsternis in Deutschland beobachten. Bis zu 82 Prozent der Sonnenfläche werden abgedeckt. Zumindest in Mainz ist der Himmel klar und ein paar teilen gerne ihre Schutzbrillen. Leider fehlte in diesem Fall eine professionelle Kamera, um die Sonnenfinsternis richtig festzuhalten. Einen Eindruck des diffusen Lichts liefert das Foto aber allemal. Wem das nicht reicht, oder wer keine Schutzbrille mehr bekommen konnte: Hier geht’s zum Liveticker von Spiegel Online.

 

Mit Material von afp

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Anna Steiner • 20. März 2015


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