Eco²

Economy feat. Ecology

Was die Leser von Eco² zur Windkraft sagen

Windräder bei Bad Doberan

© Anna Steiner

Über mehrere Wochen hatten die Leser dieses Blogs die Möglichkeit, ihre Meinung zum Thema Windenergie, bzw. zum Thema Erneuerbare Energien kund zu tun. Hier ist das Ergebnis.

Dreizehn Stimmen sind eingegangen – die einen ausführlicher, die anderen weniger. Die meisten sprechen sich für die umfassende Nutzung der Windenergie aus. Nur eine Stimme kritisiert die Vorgehensweise bei der Errichtung weiterer Windparks: Die großflächige Abholzung von Wäldern – beispielsweise in Brandenburg – um dort neue Windkraftanlagen zu errichten.

Der Tenor jedoch ist eindeutig: Wir wollen eine gut umgesetzte Nutzung der Windkraft, die die entsprechenden Bedürfnisse berücksichtigt. Denn so, wie es gerade ist, kann es nicht weitergehen.

Natürlich können immer noch alle Leser mitmachen, die Meinungsseite wird regelmäßig aktualisiert. Schickt mir einfach eure Meinungen oder Kommentare zu Windenergie, Energiewende oder den Erneuerbaren Energien im Allgemeinen an kontakt@anna-steiner.de – gerne auch als Audiodatei oder Video.

Das Meinungsbild der eco²-Leser

Die Reihenfolge wurde vom Zeitpunkt des Empfangs der Nachricht vorgegeben und nicht, weil bestimmte Meinungen stärker oder schwächer gewichtet werden.

Wenn irgendwo ein neuer Windpark errichtet werden soll, steht meist bald schon eine Bürgerinitiative dagegen in den Startlöchern. Das ist für mich eine Diskrepanz: Der Strom soll aus der Steckdose kommen, auch aus nachhaltigen Energiequellen, aber bitteschön nicht die Aussicht vor jemandes Haustür verschandeln. So eindeutig, wie die öffentliche Meinung zum Atomausstieg ist, so eindeutig sollte auch das Bekenntnis zur damit verbundenen Energiewende ausfallen. Hübsch anzusehen sind Windräder auf jedem Bergkamm sicherlich nicht, aber eben auch nicht störender als Hochspannungsleitungen. Es wäre scheinheilig, sie zu verteufeln und gleichzeitig auf regenerativen Energiequellen zu beharren. Jedes Windrad senkt die Emissionen, die pro Kilowattstunde anfallen – das hat unsere Strom verbrauchende Konsumgesellschaft dringend nötig.

David, Journalist

Ich bin generell für erneuerbare Energien, also auch eine Befürworterin von Windkraft. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der bisherige Entwicklungsstand noch längst nicht ausreicht. Themen wie Lärmbelästigung oder Landschaftsverschandelung durch Windräder sind für viele Menschen immer noch ein schwerwiegendes Argument gegen Windkraft. Ich glaube, dass die Weiterentwicklung der Technologie auf solche Vorbehalte eingehen kann und muss, so dass Windkraft endlich bedenkenlos durch alle Teile der Bevölkerung hinweg als eine der besten Formen von Energiegewinnung anerkannt wird.

Katharina, Journalistin

Zerstören wir lieber Urwälder, um Erdöl und Erdgas zu gewinnen? Nehmen wir lieber das Risiko von Fracking auf uns, wo man noch nicht genau abschätzen kann, welche Gefahren für das Grundwasser und Gebäude in der Nähe bestehen? Lagern wir lieber Atommüll in rostenden Fässern bis in alle Ewigkeit, mit unabsehbaren Risiken für die nachfolgenden Generationen? Pflanzen wir lieber Getreide und Grünfutter für Biogasanlagen an, statt den Hunger in der Welt zu reduzieren? Fühlen sich Menschen in Städten und an Autobahnen durch den Verkehr nicht mehr belästigt, als durch das Surren der Windkrafträder? Windmühlen gab es schon vor langer Zeit. Störten sie das Landschaftsbild? Die heutigen Windkrafträder sehen zwar anders aus und werden größer, aber die Energie wird auf vielfältige Weise genutzt.
Ich bin für Windkraft, weil ich denke, dass sie weniger massiv in unser Ökosystem eingreift. Wir sollten an die uns nachfolgenden Generationen denken. Wir können ihnen nicht nur Müll, Atommüll, verseuchtes Grundwasser und immer mehr verschmutzte Luft hinterlassen.

Petronella, Kinderkrankenschwester

Ich bin für Windkraft, weil wir sie brauchen. Meiner Meinung nach sind weder Kohle- noch Atomenergie eine langfristige und sinnvolle Lösung und Windkraft ist eindeutig die bessere Alternative. Außerdem finde ich Windräder schön.

Anika, Studentin

Während die Politik der Europäischen Union und die der UNO in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Weltklimarates auf eine Reduzierung der weltweiten Abholzungen gerichtet ist, plant die Landesregierung Brandenburgs großflächige Kahlschläge mit der Schutzbehauptung, dem Klimaschutz dienen zu wollen. Der Weltklimarat hat auf seiner letzten Tagung ausdrücklich die Aufforstung als einen Weg gegen den Klimawandel festgeschrieben!

Die aktuellen Regionalpläne Brandenburgs sehen jedoch ca. 400 km² gesunden Waldes für die Errichtung von Windparks vor – weitere Flächen sind vorgesehen. Es handelt sich u.a. um Misch- und Buchenwälder mit wertvollen Arten der Flora und Fauna.

Für jede Windkraftanlage werden (entgegen anders lautenden Veröffentlichungen) auf 1,5 ha Abholzungen erforderlich, obwohl inzwischen hinlänglich bekannt ist, dass sie weder den CO2 Ausstoss noch den Einsatz konventioneller Energieträger reduzieren helfen. Mit dem Verbrauch unseres wirklich nachhaltig nutzbaren Waldes wird keine Akzeptanz der sogenannten Energiewende erreicht, da sich deren Ziel damit in das Gegenteil verkehrt.

Waltraud, Vorstandsmitglied VI Rettet Brandenburg

Damit sog. regenerative Energien in Zukunft einen signifikanten Nettostrom-Verbrauch decken können, müssen zunächst zwei Probleme gelöst werden: 1) Erneuerbare Energien müssen von einer breiten Bevölkerungsschicht getragen werden – mit allen Vor- und Nachteilen. 2) Erneuerbare Energieträger müssen durch Energiespeicherung indirekt grundlastfähig gemacht werden.

Da diese elementaren Aufgaben nicht in ausreichendem Maße bewältigt sind, halte ich momentan einen großflächigen Ausbau für nicht zielführend.

Wie jede erneuerbare Energie wird es auch Windkraft in Zukunft weder zum ökonomischen, noch zum ökologischen Nulltarif geben. Es wird nicht möglich sein, Energie nutzbar zu machen, ohne in Umwelt und Landschaft einzugreifen. Für die Errichtung jeglicher Anlagen müssen Rohstoffe gefördert, energieintensiv veredelt und verarbeitet werden – evtl. auch vor der eigenen Haustüre.

Die Speicherung von „grüner Energie“, egal wie diese aussieht, greift ebenso in die Umwelt ein. Wird beispielsweise ein Pumpspeicherkraftwerk errichtet, so sinkt der CO2-Ausstoß insgesamt, jedoch wird ein konkretes Ökosystem zubetoniert, geflutet und zerstört. Die ultimativ „grüne“ Lösung gibt es nicht. Dies scheint einigen fundamentalistisch agierenden Befürwortern der regenerativen Energien nicht bewusst zu sein.

Energie kann grundsätzlich nicht erzeugt, sondern nur in andere Energieformen umgewandelt werden. Es sollte weniger darüber debattiert werden, wie man umwandelt, sondern wie man mit deutlich weniger Umwandlung ein angenehmes Leben führen kann.

Johann, Student

Ich bin für Windkraft, weil ich den Einsatz erneuerbarer Energien für sehr sinnvoll halte. Wind ist unerschöpflich vorhanden, fossile Brennstoffe gehen irgendwann zur Neige. Windkraft ist meiner Meinung nach auch lange nicht so umweltschädigend wie bspw. Kohlekraftwerke, AKWs oder andere Anlagen. Derartige Kraftwerke sollten in Zukunft nicht mehr den Großteil unserer Stromversorgung ausmachen. Ich halte es auch für durchaus möglich, dass man irgendwann die Windkraft im Hausgebrauch benutzen kann, genauso wie das bei Sonnenkollektoren auch funktioniert. Die Windkraft sollte also dringend weiter gefördert werden! Die Verschandelung der Umwelt durch die riesigen Windräder ist sicherlich ein Argument gegen Windkraft. Umso mehr sollte man in die Weiterentwicklung und Forschung investieren – vielleicht gibt es dann irgendwann kleinere bzw. schönere Lösungen, um die Kraft des Windes zu nutzen. Und was ist besser als eine Investition in eine einigermaßen saubere und fast sorglose Zukunft? Wir sollten daran denken, dass wir und die Generationen nach uns auch noch etwas von der Erde haben wollen und mit derartigen Umweltschäden nicht leben möchten.

Denise, Journalistin

Ich bin für Windkraft und erneuerbare Energien im Allgemeinen weil sie die Lösung für unser Energieproblem sein könnten. Selbst wenn nicht alles perfekt ist und noch nicht alle Probleme damit behoben sind, sind sie die beste Lösung auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energiegewinnung. Es sollte weiter geforscht werden, um bessere, effizientere und ressourcenschonendere Energiequellen und Speichermöglichkeiten zu finden. Auch bei der Windkraft sollten Kompromisse gefunden werden, um Anwohner und Landschaftsbild nicht zu stören.

Florian, Student

Ich bin für Windkraft, weil sie weder Ressourcen ausnutzt noch Abfall produziert. Dass sie nicht den Großteil der Energiemenge stellen kann, ist mir bewusst, dennoch sollte an ihrer Erzeugung weiter gearbeitet werden. Ich habe den Eindruck, dass es in den Diskussionen über das Aufstellen neuer Windräder meist darum geht, dass sie das Landschaftsbild verschandeln – ein Argument, das ich kaum nachvollziehen kann. Man muss das Windrad ja nicht gut sichtbar in ein Naherholungsgebiet stellen. Einwände zum Natur- und Tierschutz sollten jedoch immer gehört und berücksichtigt werden, denn eine umweltfreundliche Technik sollte sich als solche nicht nur in Teilen verstehen.

Helena, Journalistin

Alexander, Journalist

Ich bin für Windkraft, weil Wind nicht endlich ist und die Energieerzeugung somit ohne Verluste von Ressourcen möglich ist. Das Klima wird nicht nachteilig beeinflusst, nur weil man sich einer Brise frischen Windes bedient. Auch fällt kein Abfall an, der beispielsweise in gelben Fässern sein Dasein fristet. Für den Menschen entstehen keine solche Gefahren, die etwa bei Atommeilerpannen lauern. Ich möchte nicht mit einer Wird-Schon-Gut-Gehen-Mentalität leben müssen, denn: Wenn es passiert, haben wir den Salat – und das ist sicher nicht gesund. Ich verstehe nur bedingt Einwände bezüglich Verschandelung der Landschaft, Lärm durch die rotierenden Blätter, hohe Kosten beim Ausbau, Wertminderung von Grundstücken. Da frage ich mich dann: Würden Sie, wenn Ihnen ein Atomkraftwerk um die Ohren fliegt, immer noch sagen: Es war wirtschaftlicher, es war leiser, es war schöner?!? Sicher sollte man Interessen aller abwägen und dabei auch im Einzelfall Betroffenen unter die Arme greifen, doch dabei nicht das existenzielle Gemeinwohl außer Acht lassen. Geld und Eigenwohl darf nicht zu einer Bedrohung für uns alle werden. Denn letztlich sitzen wir alle im selben Boot…

Dominique, angehender Rechtsreferendar

Ich bin für Windenergienutzung, weil die Windkraft im Gegensatz zu Atomkraft, Kohle- und Gasverbrennung kein Risiko für Mensch und Natur mit sich bringt. Und davon, dass der Wind irgendwann aufgebraucht ist, hab ich auch noch nichts gehört.

Frederik, Journalist

Ich bin für Windkraft, weil wir umweltschonende Formen der Energiegewinnung brauchen. Ich kann die Kritiker sehr gut nachvollziehen, die sagen, dass viele Windräder die Landschaft verschandeln. Auch mich erfreut nicht wirklich der Anblick von immer größeren und immer mehr Windrädern auf den Feldern und Weinbergen Rheinhessens. Aber ich möchte diese Einschränkung in Kauf nehmen. So platt wie es klingt: besser zehn Windräder vor der Haustür als ein Kohle- oder Atomkraftwerk. Mit den Altlasten der Atomenergie werden noch viele Generationen nach uns beschäftigt sein. Es kann nicht in unserem Interesse liegen, unseren Kindern und Enkelkindern noch mehr Lasten aufzubürden. Auch die Kohlekraft ist bekanntlich kein Konzept mit Zukunft. Ganz abgesehen von den CO2-Emmissionen und den damit verbunden Auswirkungen auf die Umwelt gehen auch einfach die Kohlevorkommen in näherer Zukunft zur Neige. Daher ist es wichtig, weiter an Möglichkeiten der Speicherung der durch Windkraftanlagen gewonnenen Energie zu forschen, um die Windenergie noch wettbewerbsfähiger zu machen. Noch viel drängender ist jedoch im Moment die Frage nach dem Ausbau des Stromnetzes. Die geplanten Stromtrassen von Nord nach Süd stoßen bei Anwohnern oft auf wenig Begeisterung. Wie immer in einer Demokratie ist auch hier ein Kompromiss gefragt, um die unterschiedlichen Interessen miteinander zu vereinbaren ohne den Blick in Richtung Zukunft zu verlieren.

Annette, Studentin

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Anna Steiner • 25. August 2014


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