Kommentar: Das neue WhatsApp
WhatsApp-Gründer Jan Koum will nun Geld von Unternehmen statt von privaten Nutzern. Ist das der richtige Weg? Ein Kommentar.
Für den privaten Nutzer soll der Kurznachrichtendienst Whatsapp wieder kostenfrei sein. Bislang überwiesen die rund eine Milliarde Nutzer im Jahr etwa 89 Cent für die App. Stattdessen sollen jetzt Unternehmen bezahlen.
Mitgründer Jan Koum will so die Kommunikation der Unternehmen untereinander und die Verbindung zum Kunden stärken. Er verspricht, dass keine Werbung im Feed der Nutzer erscheinen wird. Spam sei nicht vorgesehen. Was ihm aber genau vorschwebt, verschweigt er noch. Doch sollte er Vorsicht walten lassen: Was Whatsapp so erfolgreich macht, ist gerade die persönliche Ebene, die durch den Austausch der Handynummern entsteht. Eine solche Verbindung zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden findet jedoch kaum statt: Wer würde seinem Telefon- oder Stromanbieter schon seine Handynummer geben, um dann zwischen Nachrichten voll Emoticons von Freunden über die neuesten Angebote informiert zu werden?
Koum sagt, der utilitaristische Aspekt für den Konsumenten stehe im Vordergrund. Tatsächlich geht es jedoch darum, wie sich mit der Nachrichtenapp langfristig Geld verdienen lässt und wie weiteres Wachstum generiert werden kann. Nach einer Milliarde privater Nutzer sollen jetzt die Unternehmen nachziehen. Ein Konzept, mit dem Koum nicht unbedingt auf das richtige Pferd setzt.
Dieser Text erschien zuerst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und war Teil der Sonderbeilage zur Digital Life Design Conference 2016.